Liebe Schwestern und Brüder,
Bischof Franz-Josef Bode hat im Nachklang zu der Seligsprechung der Lübecker Märtyrer vergangenen Jahres für unser Bistum eine kleine Kommission eingesetzt, die nach Wegen suchen soll, die Verehrung der Lübecker zu fördern und zu vertiefen. Zu dieser Kommission gehören Domkapitular Ansgar Lüttel, Dr. Stefan Winter vom Liturgiereferat des Seelsorgeamtes in Osnabrück und Prof. Helmuth Rolfes, pensionierter Priester unseres Bistums aus Bremen. Helmuth Rolfes war im vergangenen Jahr einmal bei uns, um im Festsaal des Rathauses einen Vortrag über die Märtyrer zu halten. Von dieser Veranstaltung ist ihm der ein oder andere vielleicht noch in Erinnerung.
Jener Prof. Rolfes war vor nicht langer Zeit als Referent zu Gast bei der Dekanatskonferenz. Das ist die Konferenz aller hauptamtlich Tätigen des Dekanats Ostfriesland. Dort ging es auch um die Lübecker Märtyrer. Dann gab es ein Nachtreffen von Prof. Rolfes mit dem Vorstand der Dekanatskonferenz. Zu diesem Vorstand gehören u.a. der Dechant von Ostfriesland, Johannes Ehrenbrink – er ist Pfarrer in Aurich; die Öffentlichkeitsbeauftrage des Dekanates, Pastoralreferentin Brigitte Hesse, die auch gleichzeitig Mitglied der Kunstkommission des Bistums ist, und der Dekanatsreferent Michael Fischer, vielen auch aus seiner Tätigkeit in St. Marien bekannt.
Sowohl der Dekanatsvorstand Ostfrieslands als auch die kleine Osnabrücker Kommission waren sich darin einig, dass die Verehrung der Lübecker Märtyrer Orte braucht, an die sie gebunden ist.
Zu diesen Orten gehört der Dom in Osnabrück. Hier sind drei der Märtyrer zu Priestern geweiht worden – und zu den Orten gehört hier, diese unsere Kirche St. Michael. In dieser Kirche ist Hermann Lange getauft worden.
Für unser Bistum kommt nun folgende Besonderheit hinzu: die Tauforte und Heimatkirchen der anderen Märtyrer liegen heute außerhalb unseres Bistums. Vor der Bistumsteilung gehörten Hamburg, der Geburtsort von Johannes Prassek, und Neumünster, der Geburtsort von Eduard Müller, zum Bistum Osnabrück. Doch mit der Bistumsteilung, die 1995 erfolgte, gehören diese Städte nun zum Bistum Hamburg. Karl-Friedrich Stellbrink wurde in Münster geboren.
Also wurde man sich dessen bewusst, dass unsere Kirche hier die einzige des Bistums ist, die in so einer besonderen und ursprünglichen Weise den Lübecker Märtyrern, allen voran Hermann Lange, verbunden ist.
Schnell erinnerten sich die Kommission und der Vorstand des Dekanats daran, dass unsere Kirche renoviert werden soll. Wenn man also – in Neudeutsch sagt man wohl – dieses „Alleinstellungsmerkmal“, also diese Einzigartigkeit und diese Besonderheit unserer Kirche im Hinblick auf die Lübecker Märtyrer auch baulich irgendwie zum Ausdruck bringen will, dann ist Eile geboten.
Am 24. Mai diesen Jahres waren dann Helmuth Rolfes und der Vorstand des Dekanats bei unserem Kirchenvorstand zu Gast. Dort haben wir gemeinsam über die Besonderheit unserer Kirche im Hinblick auf die Lübecker Märtyrer gesprochen.
Bei dieser Aussprache wurde u.a. folgendes zwei Aspekte deutlich:
A Hier in Leer gehört zum Gedenken an Hermann Lange unser Pfarrer Heinrich Schniers unbedingt dazu. Heinrich Schniers war hier ab 1933 Pfarrer. Er ist denunziert worden und nach einem demütigenden Marsch durch die Leeraner Innenstadt nach Dachau deportiert worden. Dort starb er an den Überforderungen der Arbeit, ausgelaugt und verhungernd am 31. August 1942. Sein Todestag jährt sich zum 70. mal.
B Bislang gab es hier in unserer Gemeinde keine offizielle Gedenktradition. In unserer Nachbargemeinde St. Marien hat mein Mitbruder Pfarrer Stuller Jahr für Jahr am Todestag der Lübecker Märtyrer einen besonderen Gedenkgottesdienst gefeiert. Und auch morgen, am eigentlichen Gedenktag, wird dort eine Messe zu Ehren der Märtyrer gefeiert – und zwar um 18.30 Uhr. Hiermit eine herzliche Einladung an alle, diesen Gottesdienst zu besuchen. Eigentlich war allen klar, dass der normale Weg der sei, zuerst innerlich in unseren Herzen und Köpfen das Gedenken an die Märtyrer zu fördern. Und erst dann, wenn in uns etwas vertieft, aktualisiert und gewachsen ist, nach Möglichkeiten zu suchen – sofern man es dann will –, dies auch in baulicher Weise um zu setzten. Doch aktuell stehen wir jetzt vor der historischen Chance einer Grundsanierung unserer Kirche. Angesichts dieser relativ einmaligen Chance ist man sich dann sehr schnell einig geworden, in unserer Kirche auch einen Ort zu reservieren, an dem ein Ort des Gedenkens eingerichtet werden soll. Nach einem Beschluss unseres Kirchenvorstandes wird in unserer Kirche ein besonderer Ort eingerichtet werden, der dem Gedenken der Märtyrer gewidmet ist.
Allerdings macht es jetzt noch keinen Sinn, über die Ausgestaltung dieses Ortes zu spekulieren – dafür wird eigens ein Künstler bestellt werden. Auch darf dieser Ort die anderen Märtyrer, vor allem Heinrich Schniers, nicht übergehen. Wie das genau gestaltet und benannt werden wird steht jetzt noch nicht fest. Sicher ist nur, dass es irgendwo hier in unserer Kirche einen besonderen Ort geben wird. Dieser Ort trägt dann die Verpflichtung in sich, dass wir uns weiter um eine Vertiefung und Förderung der Lübecker Märtyrer bemühen – also den ersten Schritt nachholen, nachdem wir den zweiten Schritt (die bauliche Maßnahme) gesetzt haben.
Für die Renovierung unserer Kirche und des Pfarrer-Schniers-Hauses haben wir schon einmal angekündigt, dass es nach der Firmung losgehen soll. Nun, die Firmung war am Samstag vor 8 Tagen und hier ist alles wie bisher. Dieser Baubeginntermin lässt sich also nicht halten. Das hängt u.a. damit zusammen, dass die ursprünglichen Pläne den Kostenrahmen um etwa 25% überstiegen haben, so dass sich Bauplan und Kostenplan erst noch mehr einander annähern müssen. Dafür muss man wieder Überlegungen anstellen, wo man einsparen kann usw. Diese Überlegungen finden statt und laufen auf Hochtouren. Da macht es an dieser Stelle noch keinen Sinn, zu verkünden, dass das eine nun so gemacht wird und das andere so.
Was sicher zu sein scheint, ist die Tatsache, dass grundsätzlich die Anordnung der Kirche, also Altar vorne und Sitzreihen direkt auf den Altar hin geordnet, bleiben wird. Der Altarraum wird wohl etwas weiter vorgezogen werden. Das Seitenschiff wird von der Kirche getrennt werden – dort wird ein neuer Pfarrsaal entstehen – nach derzeitigem Planungsstand mit einer Fensterfront zum Innenhof hin.
Wann konkret mit dem Bau begonnen wird, da wage ich ehrlich gesagt keine verbindliche Prognose. Mit einem leichten Augenzwinkern sage ich gerne: Optimisten gehen vom August aus, Realisten vom Herbst und Pessimisten vom Beginn des nächsten Jahres.
Zu der Frage, wo wir während der Bauphase unsere Gottesdienste feiern und Gruppentreffen stattfinden können, so kann die Heilige Messe freitags morgens sicherlich in der Kapelle des Borromäus-Hospitals stattfinden. Für die Sonntagsmesse gehen die Überlegungen zurzeit dahin, bei unseren Nachbarn in der Lutherkirche nachzufragen. Das ist offiziell aber noch nicht passiert, weil wir uns noch nicht im Klaren über die konkreten Termine sind. Weil neben an bei Luther Sonntagsvormittags immer um 10 Uhr Gottesdienst ist, werden wir dann wohl auf den Vorabend ausweichen, so dass im Gesamt unserer Pfarreiengemeinschaft die Vorabendmesse dann in der Lutherkirche hier in Leer gefeiert werden wird, die Frühmesse in Oldersum und die Messe am Sonntagvormittag in Weener. Doch wie gesagt: dass sind die aktuellen Überlegungen. Konkretes ist erst planbar, wenn die konkreten Termine stehen. Sobald diese feststehen, werden dann diese Dinge offiziell organisiert und bekannt gegeben werden.
Aufmerksam machen möchte ich Sie noch auf einen kleinen Gebets- und Gedenkimpuls am Schriftenstand. Er ist für den Gedenktag morgen entwickelt worden und kann gerne mitgenommen werden. Amen.